Impostor-Syndrom: Warum Frauen so oft an sich zweifeln

Impostor Syndrom Illustration - Astrid Steingrüber

Hi, ich bin Astrid Steingrüber – als Business Coach unterstütze ich Frauen im Raum München dabei, ihre beruflichen Ziele mit Klarheit, Selbstvertrauen und Strategie zu erreichen. Über mich …

Du hast einen guten Job, bist engagiert, kompetent und bekommst regelmäßig positives Feedback. Trotzdem hast du dieses ungute Gefühl, deinen Erfolg nicht wirklich verdient zu haben. Ich kann dich beruhigen: Damit bist du nicht allein. Viele Frauen kennen dieses nagende Gefühl, „nicht gut genug“ zu sein – selbst wenn es objektiv dafür keinen Grund gibt. Dieses weitverbreitete Phänomen hat einen Namen: das Impostor-Syndrom. In diesem Blogbeitrag erkläre ich dir, was dahintersteckt, warum gerade Frauen so häufig betroffen sind – und was du konkret dagegen tun kannst.

Was ist das Impostor-Syndrom?

Das Impostor-Syndrom – auch Hochstapler-Syndrom genannt – beschreibt das Gefühl, den eigenen Erfolg nicht verdient zu haben. Betroffene Frauen denken, sie hätten ihre Position nur durch Zufall oder Glück erreicht und nicht durch ihr Können oder ihre Leistung. Statt sich über Erfolge zu freuen, kommt ihnen immer wieder der Gedanke: „Ich bin eigentlich gar nicht gut genug und bald merken es alle.“ 

Typisch für das Impostor-Syndrom sind solche oder ähnliche Gedanken:

  • Ich habe den Job nur durch Glück bekommen. 
  • Andere überschätzen mich total.
  • Irgendwann fliegt auf, dass ich das gar nicht kann.
  • Ich muss mich noch mehr anstrengen, um nicht negativ aufzufallen.

Obwohl außen alles nach Erfolg aussieht, fühlen sich viele Frauen innerlich wie Betrügerinnen. Das kann zu Druck, Selbstzweifeln und sogar der Angst davor führen, enttarnt zu werden. Besonders absurd dabei: Meistens trifft es Frauen, die tatsächlich sehr kompetent, fleißig und engagiert sind. Sie erkennen nur ihren eigenen Wert nicht. Statt zu hoch zu stapeln, machen sie sich sogar eher klein.

Warum sind oft Frauen vom Impostor-Syndrom betroffen?

Frauen sind deutlich häufiger vom Impostor-Syndrom betroffen. Das hat sicher viel mit gesellschaftlicher Prägung und strukturellen Rahmenbedingungen zu tun. Schon in der Kindheit wird Mädchen oft vermittelt, sich zurückzuhalten, nicht anzugeben und bescheiden zu sein –sich eben nicht in den Vordergrund zu drängen. Jungs dagegen werden dazu ermutigt, selbstbewusst aufzutreten und ihre Leistungen zu zeigen.

Dazu kommt noch ein hoher Erwartungsdruck: Frauen sollen gut ausgebildet, freundlich, belastbar und sozial engagiert sein und zwar möglichst alles gleichzeitig. Pendeln Frauen ständig zwischen diesen Rollenanforderungen, entwickeln sie häufig Zweifel, ob sie all dem gerecht werden. Kritik nehmen sie mehr hin als sie zu äußern, Lob dagegen relativieren sie oft oder weisen es ab. All diese Umstände machen es ziemlich schwer, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln.

Auch viele Mütter kennen das Impostor-Gefühl: Wenn das Kind einen Fehler macht, suchen sie die Schuld bei sich. Wenn das Kind erfolgreich ist, glauben sie an Zufall oder andere Einflüsse. Am Ende sind viele Frauen ständig zu streng mit sich selbst – selbst dann, wenn sie eigentlich allen Grund hätten, stolz auf sich zu sein.

Überwiegend Frauen haben ein ausgeprägtes vom Imposter Syndrom

Welche Folgen hat das Impostor-Syndrom?

Das Hochstapler-Syndrom führt oft dazu, dass sich Frauen ständig unter Druck setzen. Sie wollen alles perfekt machen und haben Angst vor Fehlern. Diese innere Belastung bleibt nicht ohne Folgen: Auf Dauer kann sie zu chronischem Stress, Erschöpfung, Schlafproblemen und sogar Depressionen oder einem Burnout führen.

Klar, dass sich das Impostor-Syndrom auch in der Arbeitswelt bemerkbar macht. In vielen Branchen und Führungsebenen finden sich nach wie vor deutlich mehr Männer als Frauen. Während männliche Führungskräfte meist als selbstverständlich wahrgenommen werden, zweifeln Frauen häufiger an ihrer Legitimität in diesen Positionen – selbst wenn sie hochqualifiziert sind.

Das Gefühl, sich doppelt beweisen zu müssen, macht ihnen zusätzlichen Druck. Viele Frauen zögern noch dazu, neue, anspruchsvollere Aufgaben zu übernehmen, fordern kein höheres Gehalt oder sprechen nicht über ihre Erfolge. Das liegt daran, dass sie Angst davor haben, kritisiert zu werden oder als zu selbstsicher zu gelten. Deshalb erreichen sie oft nicht das, was sie eigentlich dank ihrer Kompetenzen erreichen könnten. Ein Teufelskreis aus Selbstzweifeln und Leistungsdruck entsteht, der die eigene Entwicklung stark ausbremst. Häufig leiden sie unter Stress, Ängsten und enden nicht selten mit einem Burnout. 

Wie können Frauen das Impostor-Syndrom überwinden?

Der wichtigste Schritt ist: das Problem erkennen und ernst nehmen. Viele Frauen wissen gar nicht, dass es einen Namen für ihr inneres Erleben gibt und dass sie damit nicht allein sind. Dabei hilft das Bewusstsein für das Impostor-Syndrom dabei, belastende Gedanken zu erkennen. Wer merkt, dass immer wieder Sätze wie „Ich bin nicht gut genug“ aufploppen, kann gezielt dagegen steuern.

Hilfreich ist es auch, sich die eigenen Erfolge klar zu machen, zum Beispiel durch ein Erfolgstagebuch oder regelmäßige Reflexion. Auch Gespräche mit Mentor:innen, Kolleg:innen oder Freund:innen können unterstützen. Oft sehen andere klarer, was wir selbst kleinreden. 

Weitere Strategien gegen das Impostor-Syndrom 

1. Erkenne und hinterfrage bestimmte Gedanken 

Achte bewusst auf deine innere Stimme – deinem größten Kritiker dem „Judge“ (unser Ober-Sabouteur), wenn er dir sagt: „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich hatte nur Glück“. Frage dich: Stimmt das wirklich – oder ist das nur ein Gefühl? Suche nach einem Beweis für das, was dir die innere Stimme sagt. Such nach Fakten. 

2. Sag einfach mal „Danke“

Wenn dich jemand lobt, sag einfach mal „Danke“ und lass es so stehen, kein weiteres Wort. Probiere es aus. Je öfter du das machst, desto einfacher wird es dir fallen und du wirst sehen, wie gut du dich danach fühlst. 

3. Hol dir Feedback und nimm es an

Bitte Kolleg:innen oder Freund:innen oder noch besser, falls du soetwas hast, dein „Personal Board of Directors“ um ehrliches Feedback. Je unterschiedlicher die Quelle für das Feedback, desto leichter wird es dir fallen, es anzunehmen. Wichtig dabei: Nimm nicht nur Kritik an, sondern vor allem auch Lob und rede es nicht direkt klein.

4. Tausch dich mit anderen Frauen aus

Sprich mit anderen Frauen über deine Selbstzweifel. Du wirst ziemlich überrascht sein, wie vielen es ähnlich geht. Darüber zu reden nimmt das schlechte Gefühl – und verbindet mit anderen. 

5. Setz dir realistische Ziele

Perfektionismus ist quasi der beste Freund des Impostor-Syndroms. Deswegen: Setz dir erreichbare Ziele und erlaube dir Fehler – sie sind Teil jeder Entwicklung. Wir alle neigen dazu, uns zu vergleichen, leider oft, mit dem geschönten, perfekten Versionen unserer Kolleg:innen und Mitmenschen – die sie uns auf Social Media zeigen. Hinterfrage, wieviel davon ist „echt“?

6. Nutze professionelle Unterstützung 

Wenn dich deine Selbstzweifel stark belasten, kann ein professionelles Coaching helfen, deine negativen Glaubenssätze loszuwerden und dein Selbstvertrauen zu stärken.

Hol dir dein Selbstvertrauen zurück! Gemeinsam entwickeln wir einen Schritt für Schritt Plan!

Warum ist es wichtig, offen über das Impostor-Syndrom zu sprechen?

Viele Frauen denken, sie sind allein mit ihren Selbstzweifeln. Dadurch verstärken sich diese Zweifel aber nur noch mehr. Offen darüber zu sprechen kann deutlich entlasten und zeigen: Selbst sehr erfolgreiche Frauen kennen diese Unsicherheit.

Indem wir das Thema enttabuisieren, schaffen wir Raum für gegenseitige Bestärkung – besonders unter Frauen. Es entsteht ein solidarisches Umfeld, in dem es erlaubt ist, über Zweifel zu sprechen, ohne als schwach zu gelten. Das kann nicht nur jede einzelne Frau entlasten, sondern auch strukturelle Veränderungen möglich machen – etwa in Unternehmen, in denen Leistung sichtbarer gemacht und Anerkennung gezielt gefördert wird.

In der Folge 005 meines Podcasts #HerPerspective: Women who inspire habe ich dazu mit Sabine Hammer gesprochen. Sabine ist eine sehr erfolgreiche Frau. Sie hat ihren Weg gemacht, von der Banklehre in der Kleinstadt, ohne akademischer Laufbahn, bis in das europäische Topmanagement von Lenovo zu kommen. Heute leitet sie als Sales Director eine Division von Lenovo in Saudi-Arabien und trotz ihres Erfolgs, hatte sie immer wieder mit dem Impostor Syndrom oder wie sie es nennt „Confidence Gap“ zu kämpfen. Im Podcast teilt sie mit uns, wie sie damit umgeht.

Fazit

Das Impostor-Syndrom betrifft viele Frauen – unabhängig von Alter, Branche oder Karrierestatus. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein verbreitetes, psychologisches Phänomen. Je mehr wir darüber sprechen, desto einfacher wird es, alte Glaubenssätze abzulegen und sich die eigene Stärke bewusst zu machen.

Häufig gestellte Fragen zum Impostor-Syndrom

Kann das Impostor-Syndrom auch Männer betreffen?

Ja, auch Männer erleben das Impostor-Syndrom. Allerdings zeigen Studien, dass Frauen häufiger und intensiver betroffen sind.

Was sind typische Anzeichen für das Impostor-Syndrom?

Zweifel an der eigenen Leistung, Angst vor dem „Enttarntwerden“, ständiges Vergleichen mit anderen und die Unfähigkeit, Lob anzunehmen, sich nicht über seine Erfolge freuen können. Überarbeitung bis hin zum Burnout, immer nochmal die Extra-Meile gehen, permanent Perfektion anstreben, nur damit man nicht auffällt. 

Wie kann ich lernen, meine Erfolge anzuerkennen?

Hilfreich sind Erfolgstagebücher, Coaching, ehrliche Rückmeldungen, Austausch mit anderen und erreichte Ziele zu feiern. 

Wie kann ich andere Frauen unterstützen, die betroffen sind?

Indem du offen über eigene Erfahrungen sprichst, ermutigst und Raum für Austausch und Anerkennung schaffst – besonders in beruflichen Kontexten.

Zweifelst du manchmal an dir – trotz all deiner Erfolge? 

Damit bist du nicht allein. In einem Coaching gehen wir deinen Selbstzweifeln auf den Grund und finden heraus, wie du selbstbewusst deinen nächsten Karriereschritt gehst!